KUNSTKRITIK
Stadtlandschaften im  Neonlicht
In der beschaulichen Altstadt von Düsseldorf ragt die gelbe barocke Klosterkirche St. Andreas  warm leuchtend in der nächtlichen Dunkelheit  neben dem Waschbetonkubus der Kunsthalle auf. Ein surrealer Fixpunkt in der Nacht aus der Ruhelage heraus transloziert in eine Bewegung über einem huschenden Autodach.
Wie in Edward Hoppers statischen Stadtansichten, deren  atmosphärische Dichte durch Farbstellung und Lichteinfall erzeugt wurde, die hier bei Ulrich Kappner in einen Bewegungsduktus überführt werden und den Photorealismus in seinen Bildern zu einer kineastischen Energie wandelt. Der eingefrorene Moment in Hoppers Werk wird mit Hilfe der Kamerabewegung weitergeführt. 
Auch das nächtlich leuchtende Ratinger Tor entführt uns in die Welt der modernen Nachtlandschaft. In der Romantik faszinierten den Künstler die nächtliche  Natur. Dunkelheit und die Schatten des Mondlichts  überhöhten das Sujet zu einer individuellen Sichtweise auf das Sein.  In unserer Gesellschaft denkt ein Maler wie Ulrich Kappner über die Nacht in der Architektur unserer  Städte nach. Grell leuchtend, die Natur ausgeklammert durch das kalte Neonlicht , durchlebt die Stadtlandschaft eine Metamorphose  in die Abstraktion aus Bewegung und Farbe. Das Dreischeibenhochhaus aus den Sechzigern verschmilzt im Sog der Geschwindigkeit mit der anthropomorphen Betonverkleidung des Schauspielhauses. Die Parklandschaft davor wird durch gleitendes Licht abgelöst. Diese Stadtlandschaften erzeugen eine Dynamik, die nur in der Hülle der Nacht entstehen kann. Der pralle Kontrast zwischen Dunkelheit und leuchtender Farbe, die von innen leuchtet und nicht vom Mond bespiegelt wird, zeigt den Unterschied im Naturbezug der zeitgenössischen Kunst. 
Ulrich Kappners photorealistische Bilder, die sich thematisch um Architektur und Luftfahrt gruppieren, stellen unsere Welt in einer Synthese aus Licht , Bewegung und Präzision dar. Die technikaffinen Inhalte werden durch unterschiedliche Bewegungsmodi  gefiltert und durch Farben mit der umgebenden Natur harmonisiert.
Dr. Sabine Balzer
Kunsthistorikerin - Berlin







